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Alle sind willkommen: Die weltumfassende Entwicklerparty »Global Game Jam«

Ich hatte für die letzte Ausgabe des Retro-Magazin einen kleinen Artikel über den Global Game Jam geschrieben. Der Verlag hat mir jetzt gestattet, den Text auch hier im Blog zu veröffentlichen. Danke! Natürlich möchte ich in diesem Zusammenhang eine dringende Kaufempfehlung für die Retro #19 aussprechen, die das Thema »Independent« aus vielerlei Perspektiven beleuchtet. Das Heft kann man hier für 6,95 € bestellen.


Alle sind willkommen: Die weltumfassende Entwicklerparty
»Global Game Jam«


Von Buenos Aires über Bremen bis hin nach Südafrika trafen sich 6500 Menschen an einem Wochende im Januar. Warum? Um Spiele zu erfinden.


Die riesige Entwicklerparty mit dem Namen »Global Game Jam« ist eine Initiative der International Game Developers Association (IGDA) und wurde im Jahr 2009 zum ersten Mal veranstaltet. Der GGJ in diesem Jahr wurde gleichzeitig auf der ganzen Welt meist von Freiwilligen veranstaltet.


Der diesjährige Jam lief 48 Stunden lang vom 28. Bis zum 30. Januar 2011. Deutschland war mit fünf »Jam Sites« vertreten: Man traf sich in Berlin, Bremen, an zwei Orten in München sowie in Köln. Die Bilanz dieses Jahr weltweit: 48 Stunden, 44 Länder, 170 Locations, 6500 Teilnehmer, fast 1500 Spiele – Gamedesign mit Schwarmintelligenz.


Das Hauptziel des Open Source-Projekts besteht darin, ad hoc Teams zu bilden und mit diesen auf die Schnelle Spiele zu entwickeln.  Architekten würden das als Stegreif bezeichnen. Die »fertigen« Spiele wirken dabei häufig roh und unbehauen, machen oft aber großen Spaß. Analog oder digital spielt dabei keine Rolle. Beim GGJ werden auch Brettspiele gemacht. Hauptsache unabhängig.


Insgesamt kommt es eben nicht an auf schicke HD-Grafik, spektakuläre Cut-Scenes oder beeindruckenden Surround-Sound. Die zu Grunde liegende Idee zählt. Das Spiel wird als ausdrucksstarkes, kreatives Medium begriffen. Gameplay ist König, Experimente sind ausdrücklich erwünscht, Innovation das eigentliche Achievement. Mitorganisator der Berliner »Jam Site« Marek Plichta bemerkt dazu: »Leider bietet der Markt – wie auch bei anderen Medien – kaum Platz für radikal Neues. Der Global Game Jam hingegen bietet viel Raum zum Austoben und ist eine Art Keimstätte für neue Spielideen«.


Ein wichtiger Grundsatz beim GGJ ist, dass Jeder willkommen ist. Die Entwicklerparty soll so offen und barrierefrei sein wie nur möglich. Die Teilnehmer sind entweder professionelle Gamedesigner, ambitionierte Laien oder einfach nur Leute, die das Konzept interessant finden. Es gibt keinerlei Beschränkungen, was Plattformen und Betriebssyteme angeht. Kenntnisse im Umgang mit Computern sind natürlich von Vorteil aber keine Zugangsvoraussetzung. Wer seine Ideen einbringen will, darf mitmachen. So wollen die meist ehrenamtlichen Organisatoren die Kreativiät ankurbeln. Katharina Tillmanns vom Cologne Game Lab – einem der deutschen Gastgeber ­– beschreibt die Atmosphäre so: »Die intensive Zusammenarbeit schweißt die zusammen gewürfelten Teams innerhalb sehr kurzer Zeit zusammen. Alle sind konzentriert und bei der Sache. Es ist verblüffend zu sehen, wie innerhalb von nur zwei Tagen großartige, neue Spiele entstehen.«


Passend zum globalen Charakter des Ereignisses hat man in diesem Jahr ein etwas zynisches Motto gewählt: »Extinction« – das Aussterben – sollte den Grundtenor der Prototypen bestimmen. In den eingereichten Games tummeln sich dementsprechend Urviecher und Urmenschen; Dodos und Pandas sind die inoffiziellen Maskottchen 2011: »So entstehen ein Flirtspiel im Neandertaler-Setting, ein Maya-Opfer-Simulator, ein Rette-den-letzten-Dodo-Survival-Game und andere skurrile Kleinode« berichtet Teilnehmer Johann Scholz im Retro-Blog.


Die Präsentation der Ergenbisse des Berliner Jams fand im neueröffneten Computerspielemuseum statt. Ein Team der Universität Bremen ist in diesem Jahr gar ausgezeichnet worden: Kolja Lubitz, Jannik Waschkau, Carsten Pfeffer und Jan Niklas Hasse haben für ihr Jump’n’Run mit Lemmings-Anleihen mit dem Titel »Somyeol2D« einen von zehn Preisen gewonnen.


Die Ergebnisse des Global Game können in einer Datenbank eingesehen werden. Darin  kann man alle Einreichungen seit 2009 durchstöbern, herunterladen, ausprobieren oder am Source Code rumschrauben.


Links: http://globalgamejam.org/games/