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Sascha Lobo holt weit aus:
Führte der NSA Spähskandal zur vierten Kränkung nach Freud?

Es ist schon mehr als eine Woche her, dass Sascha Lobo, »Autor, Blogger, Microblogger und Strategieberater mit den Schwerpunkten Internet und Markenkommunikation« die »digitale Kränkung des Menschen« erläuterte. Ausgehend vom Freud'schen Konzept der Kränkungen der Menschheit, sieht Lobo in dem von Edward Snowden aufgedeckten Spähskandal die vierte Kränkung der Menschheit:


»Die Snowden-Enthüllungen haben die vierte Kränkung der Menschheit offenbart, die digitale Kränkung der Menschheit, der größte Irrtum des Netzzeitalters. Die positiven Versprechungen des Internets, Demokratisierung, soziale Vernetzung, ein digitaler Freigarten der Bildung und Kultur – sie waren ohnehin immer nur Möglichkeiten. Mit dem Netz hatte sich der bisher vielfältigste, zugänglichste Möglichkeitsraum aufgetan, stets schwang die Utopie einer besseren Welt mit. [...] Die fast vollständige Durchdringung der digitalen Sphäre durch Spähapparate aber hat den famosen Jahrtausendmarkt der Möglichkeiten in ein Spielfeld von Gnaden der NSA verwandelt. [...] Was so viele für ein Instrument der Freiheit hielten, wird aufs Effektivste für das exakte Gegenteil benutzt.«


Die Reaktionen auf Lobos These könnten vielschichtiger kaum sein. »Rührend kindlich« wird seine vermeintliche Naivität unter anderem genannt. Henryk M. Broder vergleicht Lobos »Kränkung« gar mit einer ähnlichen Erfahrung seiner Kindheit, bei der es um die Suppe seiner Mutter ging... Auch die These, das Internet sei niemals »heil« gewesen steht im Raum.


Der Schweizer TagesAnzeiger hingegen unterstützt heute Lobos These und titelt: Die Auslöschung der Freiheit. Das Internet macht uns kaputt – und die Politik schaut ratlos zu: »In Zusammenarbeit von Regierungen und Konzernen ist ein System fast absoluter Macht entstanden. Sein Missbrauch ist ohne weiteres umsetzbar, also nur eine Frage der Zeit. Das ist der radikalste Angriff auf die Demokratie, der sich denken lässt.«



Heul doch!

Was also? Hätten wir alle längst ahnen müssen, in welchem Umfang der amerikanische Geheimdienst auch vermeintlich Banales und Unwichtiges ausspioniert? Ist unsere mehrheitliche Naivität einfach so mit einem »selbst Schuld« vom Tisch? Und sollen wir jetzt gar das Netz meiden, weil die Risiken und Nebenwirkungen uns von Whistleblowern und Politikern mitgeteilt wurden?


Abseits von reaktionären Vergleichen, bleibt zumindest das Fazit: »Es ist nicht so, dass sich mit Snowden der Internetoptimismus läutern müsste in eine digitale Generalskepsis. Die bisherige Form der Netzbegeisterung hat sich aber als defekt erwiesen, weil sie von falschen Voraussetzungen ausgegangen ist. Nach dieser Kränkung muss ein neuer Internetoptimismus entwickelt werden. Eine positive Digitalerzählung, die auch unter erschwerten Bedingungen in feindlicher Umgebung funktioniert, denn der dauernde Bruch sicher geglaubter Grundrechte hält an.«


Hoffnung ist vielleicht auch schon in Sicht: Die Reparatur des Internets hat begonnen.