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Bill Viola stellt Game vor: The Night Journey

Bill Viola ist ein berühmter Videokünstler. Als 1999 einige Vertreter der Firma Intel eine große Ausstellung von ihm besuchten, und begeistert von der immersiven Kraft seiner Installationen waren,  haben sie ihm die ersten paar Dollars und die Idee gegeben, um einen, echten interaktiven Viola zu produzieren. So hat sich Viola – ich behaupte als erster Vertreter eines etablierten Kunstsystems und -marktes – dem Medium des Computerspiels zugewendet (Toshio Iwai ist eine Ausnahme, die die Regel bestätigt). Das Spiel »The Night Journey« erscheint voraussichtlich Ende des Jahres.


Schon 1985 (!) äußert sich Viola zum Potenzial von Computergrafik im Vergleich zu Film und Video:

»I see the technology moving us toward building objects from the inside out rather than from the outside in [...] soon images will be formed out of a system of logic, almost like a form of philosophy – a way of describing an object based on mathematical codes and principles rather than freezing its light waves in time.« [Raymond Bellour u. Bill Viola, «An Interview with Bill Viola», in: October, 1985, Bd. 34, Herbst, S. 116]


Seit 2005 arbeitet er nun mit einem Team des »Game Innovation Lab« der University of Southern California an einem Computerspiel. Besonders interessant ist, dass »The Night Journey« ein echtes Game wird – keine so genannte interaktive Installation. Es wird voraussichtlich als Download für die PlayStation vertrieben. So changiert die Arbeit bewusst zwischen hi und lo, Kunst und Leben, Black Box des Museums und Konsole im Wohnzimmer. Offensichtlich ist den Leuten um das Projekt wirklich daran gelegen, dass es auch gespielt wird und nicht nur alle paar Jahre im Museum zu sehen ist. »The Night Journey« spielt ästhetisch in einer Liga mit Violas Videoarbeiten – sprich: es geht langsam zu. Außerdem haben die Grafiker die Bildzeilen des Videobildes computergrafisch nachgebaut, um das körnige, unscharfe Aussehen der Viola'schen Videobilder ins Computerspiel zu übersetzen. Neben dem körnig-düsteren Look finden sich auch gestochen scharfe HD-Bilder. Das Spiel hat die gesamte Klaviatur der Videoästhetik zur Verfügung.


Die SpielerInnen bewegen sich in einer dreidimensionalen Umgebung, die sie aus der Ersten-Person-Perspektive erleben. Die Umgebung passt sich ständig auf subtile Weise daran an, wie die SpierInnen mit der Umgebung umgehen, wie sie sie erkunden und kennenlernen. Der X-Knopf des Controllers löst keinen Schuß aus, sondern bringt Gedanken in Gang. Reflexion löst Traumsequenzen aus, die in Abhängigkeit zur Handlung der SpielerInnen berechnet werden. Das Ganze soll meditativen Charakter haben, es geht um Spirituelles – wie Tracy Fullerton vom Game Lab betont:


»The game design explorations arose from a central question that I asked of Bill Viola early in the design process: What are the ‹game mechanics›of enlightenment?« [Tracy Fullerton, «Reflections on The Night Journey: An Experimental Video Game», in: The Ludic Society, Kritische Berichte 2/2009, hg. v. Stephan Schwingeler u. Ulrike Gehring, S. 75]


Das Video in diesem Artikel stammt von einer Präsentation von Viola im Anderson Ranch Arts Center aus dem letzten August.Wir sehen den Art Director, Kurosh ValaNejad, der das Spiel in Echtzeit präsentiert. Der offizielle Trailer ist außerdem hier eingebettet.


Einen längeren Artikel zu »The Night Journey« gibt es in: Tracy Fullerton, «Reflections on The Night Journey: An Experimental Video Game», in: The Ludic Society, Kritische Berichte 2/2009, hg. v. Stephan Schwingeler u. Ulrike Gehring, S. 72-83


The Night Journey at Anderson Ranch Arts Center from Kurosh ValaNejad on Vimeo.