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Popkultur im Zeichentrick: Futuramas Bender als Street Artist

Die Texte und kleinen Meldungen, die auf dieser Website veröffentlicht werden, haben die beiden großen Themen Videospiele und Kultur zum Thema – mit dem Vorzeichen und der Annahme, dass Games schon länger so »richtig« dazu gehören. Sie haben sich in unsere Lebenswelt eingeschlichen und in unsere Herzen eingeschrieben. Aber der Reihe nach.


Seit einigen Wochen läuft die Science-Fiction-Serie Futurama wieder im US-Amerikanischen Fernsehen nach einer langjährigen Pause, was die Fans rund um den Globus in einige Verzückung versetzt. Nun ist Futurama berühmt für ein üppiges Angebot an pop-kulturellen Referenzen und satirischen Seitenhieben – bei Science-Fiction geht es im Idealfall ja ums Hier und Jetzt verpackt in ein Als-Ob mit flotten Raumschiffen, Bügeleisentelefonen und anderem Schnick-Schnack. Darüber hinaus ist die Serie auch berühmt für ihren speziell nerdigen Humor. Es gab es im Laufe der Serie auch immer wieder hübsche Anspielungen auf Games, z.B. in der Folge Anthology of Interest II, in der Retro-Videospielcharaktere die Erde überfallen – so ähnlich wie in diesem Video.


In der jüngsten Folge nun ist es zu einer ganz und gar doppelbödigen kulturellen Referenz gekommen, die auf einzigartige Weise Games, Kunst und Popkultur vermischt, und im Netzjargon ziemlich full of win ist.

In der Episode Proposition Infinity macht sich nun einer der Protagonisten der Serie – der ungehobelte Roboter Bender Bending Rodríguez – nachts als Street Artist über New New York her. Er zementiert sein Konterfei als Mosaik an prominente Stellen der Stadt. Dies bezieht sich offensichtlich auf einen der bekanntesten Street Artist der Welt, nämlich den Franzosen Invader, der seit 1998 seine Mosaiken auf der ganzen Welt hinterlässt. Besonders witzig ist, wenn Bender in der Rolle des Invader, eine ins Gegenteil verkehrte Version einer weiteren Ikone der Street Art, nämlich Shephard Fairy's Hope-Poster, mit seinen Keramiken überdeckt.


Die aus Keramik bestehenden Kacheln fügen sich bei Invader zu den ikonischen Alien-Sprites aus dem Spiel Space Invaders von 1978 zusammen. So dringt der französische Künstler, der wegen der rechtlichen Zweifelhaftigkeit seiner Arbeit lieber anonym bleiben will, mit seiner Marke in den Raum der Städte ein. Mittlerweile hat der Künstler seine kleinen Mosaiken auf der ganzen Welt an Wände betoniert – von Wien über Katmandu bis nach Mombasa. Seine Website verzeichnet alle Mosaiken auf einer eindrucksvollen Weltkarte.


Unten Seite seht ihr einige Beispiele von Invaders Arbeit, z.B. die von ihm gestaltete Street Art Passage Vienna oder ein Fundstück, das mir Freunde aus Nizza mitgebracht haben. Das dritte Bild zeigt einen Invader in Köln, den ich vor ein paar Wochen entdeckt habe.


Die Invasion einer außerirdischen Bedrohung ist die perfekte Metapher für Street Art. Gleichzeitig zeigt Invaders Arbeit aber auch, wie die Ikonen eines Neuen Mediums in unsere Lebenswelt eindringen. Invader selbst bezeichnet seine Arbeit als Reality Game. Die spezifische Ästhetik früher grobpixeliger Spiele ist in das Repertoire künstlerischer Ausdrucksformen eingegangen. Darüber hinaus überführt Invader das Gestaltungsprinzip des Pixels in eine uralte künstlerische Technik. Die virtuellen, kleinen Pixel-Aliens dringen in den Realraum ein und manifestieren sich in der uralten Kulturtechnik der Herstellung von Keramik. Er gibt den immateriellen, nur aus Licht bestehende Bildpunkten eine physische, greifbare Gestalt aus Sand und Zement und holt sie so vom Bildschirm in unsere Welt. Und so schnell kriegt man die da nicht weg.


Für Prominente gilt es seit Jahren als Ritterschlag, wenn sie in einer Fernsehserie wie Futurama oder auch The Simpsons auftauchen. Es ist ein Zeichen dafür, dass sie so richtig berühmt sind. Nachahmung ist eben eine Form der Schmeichelei. Invader jedenfalls, dürfte sich schwer ins Fäustchen lachen, wenn er sich in der Rolle einer Zeichentrickfigur sieht. Und hoffentlich nimmt er diesen Sprung in den Mainstream als Anlass, weiter Zement anzurühren, mit seiner Invasion fortzufahren und sich bloß nicht erwischen zu lassen. Bender landet nämlich im Kittchen, weil er ein Mosaik auf dem Hintern eines Roboterpolizisten anbringt.