Real Life Shooter
Die Männchen in meinem Kopf
Was passieren würde, wenn man statt Avataren reale Menschen durch ein Computerspiel jagt, versuchte bereits der Science-Fiction-Film Gamer auf die Leinwand zu bringen. In dem Zukunftsszenario steuern Spieler per technischer Gedankenkontrolle reale Menschen durch den klassischen Aufbau eines Multiplayer-Shooters. Doch wie sich jüngst zeigt, lässt sich nicht nur Hollywood von den Logiken der Videospiele inspirieren. So wurde beispielsweise die russiche Filmproduktion Hardcore komplett in der Ego-Perspektive gedreht und orientiert sich stilistisch an modernen First-Person-Shootern.
Das kleine Produktionsstudio Realm Pictures ging einen ganz anderen Weg. Via Chatroulette, Omegle und Skype luden die britischen Filmemacher ahnungslose Menschen dazu ein, die Kontrolle in einem »realen« Ego-Shooter zu übernehmen. Ausgerüstet mit Helmkamera und Funkverbindung konnte einem Space Marine per Voice-Chat Befehle gegeben werden. Die Spieler steuerten somit in Echtzeit ihren Avatar durch die Szenerie. Umringt von gefräßigen Zombies, ebneten sie sich den Weg über das Friedhofsgelände hin zu einer Kirche. Dort angekommen, erwartete sie zum Abschluss ein dämonischer Bossgegner. Wie sollte es auch anders sein?
Hinter dieser amüsanten Idee verbarg sich ein nicht unwesentlicher Arbeitsaufwand. Das Gelände der Kirche wurde mit falschen Grabsteinen versehen, diverse Statisten zu Untoten hergerichtet und Nerf Guns zu klassischen Waffen eines Space Marines umgestaltet. In einem Produktionsraum wurden die Bilder der Helmkamera verabreitet, alle Soundeffekte live produziert und die Kommentare des Marines eingesprochen. Technische Unterstützung erhielt das Team durch diverse Bekannte aus ihrem Arbeitsumfeld.
Wenn auch anfangs irritiert, zeigten sich die unfreiwilligen Spieler positiv überrascht von dieser Einladung. Denn auf sehr charmante Weise wusste das Team von Realm Pictures seine Gäste zum Spielen zu animieren. Wer sich gerne selbst ein Bild von der spaßigen Zombie-Attacke machen möchte, kann sich den Zusammenschnitt des Real Life First Person Shooters auf YouTube anschauen. Dort wird auch ein Behind the Scenes der Aktion geboten. Übrigens haben die Macher wohl keinen Ärger von christlichen Glaubensverbänden zu befürchten. Bei dem Kirchengelände handelt es tatsächlich um den Standort des Produktionsstudios.
Bilder: YouTube