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The Last Guardian
Melancholisches Meisterwerk oder technischer Krampf?

»Ein bisschen Melancholie - ist manchmal ok
ein bisschen traurig sein - und den Grund nicht versteh'n
ein bisschen depressiv - aber trotzdem entspannt
denn glückliche Menschen sind nicht interessant.«

 

Melancholie, Kraftklub (2012)

 

Vielleicht ließen sich am oben zitierten Refrain die »Menschen« durch »Games« ersetzen und man hätte ein schönes Statement zu Videospielen? The Last Guardian jedenfalls bringt, ebenso wie seine Vorgänger Shadow of the Colossus und Ico, eine ganz besondere Stimmung auf den Bildschirm. Das Spiel um den kleinen Jungen und seinen Begleiter Trico begeistert viele, lässt aber diejenigen auf der Strecke, die sich nicht von Game-Gewohnheiten lösen möchten und stark die technische Seite fokussieren.

 

Christian Stöcker beschreibt das Spiel bei SPON jedoch als Kunstwerk: »Das Spiel beweist, dass die teils unerträgliche Formelhaftigkeit und Gleichförmigkeit moderner Videospielproduktionen nicht unausweichlich ist. Es ist ein Kunstwerk, das einen bezaubern, zur Weißglut treiben und zu Tränen rühren kann. [...] Auf alles, was man aus Videospielen sonst an Hilfsmitteln kennt, hat Ueda wieder einmal verzichtet. Es gibt keine Karte, keine Balken für Lebensenergie oder Kraft, keinen Röntgenblick. Nichts verstellt den Blick auf Architektur und Landschaft. Gelegentliche Hilfestellung gibt nur die Stimme eines älteren Mannes, des erwachsen gewordenen Jungen selbst, der aus dem Off seine eigene Geschichte erzählt.«

 

Wer jedoch makellose Gameplay-Mechanik gewohnt ist, wird durch The Last Guardian enttäuscht: »[...] zwischen allen aufs Wesentliche kondensierten Emotionen und großartigen spielerischen Ideen stolpert man im Minutentakt über die technischen Altlasten eines neun Jahre alten Grundgerüsts. Die holprig gesteuerte Kamera hat Schwierigkeiten, Trico und seinen kleinen Kameraden einzufangen, der wiederum gerne im Federkleid untergeht und bei jedem zweiten Stein hängen bleibt. Sprünge und Landungen gehen oft nur deshalb schief, weil man von der für heutige Verhältnisse ungeschliffenen Kollisionsabfrage aufs Kreuz gelegt wird. Ausgebremst wird der Hürdenlauf überdies von einer allfälligen Überforderung der PS4-Hardware. Ein spezifisches Performancemanko, das auf der PS4 Pro nicht zum Tragen kommt.« (Quelle: derStandard.at)

 

Andreas Garbe (ZDF) resümiert: »Die meisten Videospiele bieten Action und Abwechslung, möchten dem Spieler möglichst schnell möglichst viele Erfolgserlebnisse liefern. ›The Last Guardian‹ wirft solche Formeln über Bord und kehrt sie bewusst ins Gegenteil, bietet weniger klassische Unterhaltung und flüchtigen Spaß, dafür umso mehr Erfahrung, Emotion und Erlebnis.

 

Ein großer kommerzieller Erfolg wird dem Spiel wohl leider verwehrt bleiben. Gleichwohl ist es unumstritten eines der bedeutendsten Videospiele der vergangenen Jahre und der letzte Beweis dafür, dass die Entscheidung des Deutschen Kulturrates 2008 eine richtige war.«

 

erwähnte Artikel und mehr: 

 

Andreas Garbe: »The Last Guardian« — Das Wesen des Videospiels. (ZDF) Text und Videobeitrag inkl. Interview mit Christian Stöcker

Marc Bodmer: Angespielt Ungleiche Freunde – »The Last Guardian«. (NZZ)

Peter Kusenberg: The Last Guardian angespielt: Der Widerspenstigen Zähmung. (Heise)

Christian Stöcker: Fantastische Tierwesen und wie man sie reitet. »The Last Guardian« im Test. (SPON)

Zsolt Wilhelm: »The Last Guardian« im Test: Ein Traumspiel mit Altlasten (derStandard.at)