Transmediale 2015 oder »Wohin konvergieren die Phantasmen unserer Zeit?«
Ein Thema ist nicht nur aktuell solange es neu ist. Der Umgang mit Daten im vernetzten Alltag beschäftigt uns schon geraume Zeit und verliert dabei nicht an Aktualität. Neben Enthüllungen durch Whistleblower oder damit im Zusammenhang stehende Nachrichten, sorgen auch Buchveröffentlichungen, aktuelle Interviews oder das jüngst zu Ende gegangene Festival transmediale dafür, dass wir uns weiterhin kritisch mit den Neuerungen und Problemen der digitalen Gesellschaft und dem Sammeln von Daten auseinandersetzen.
Die Vermessung des Einzelnen
Das Festival für Kunst, Kultur und Technologie, das letzte Woche startete und gestern zu Ende ging, zielt »darauf ab, ein kritisches Verständnis der gegenwärtigen, von Medientechnologien geprägten Kultur und Politik zu festigen.« Das diesjährige Motto lautete »Capture All« und widmete sich der Problematik einer Datafizierung des Alltags:
»Wie werden sich unsere quantifizierten Lebensstrukturen entwickeln? Die transmediale 2015 thematisiert unser Verständnis gegenüber einer Kultur, die von Messungs- und Automationsabläufen abhängt, und wie man in solch einer Kultur autonom handeln kann. Wir leben in Gesellschafts- und Wirtschaftsstrukturen, die von einem weltweiten Wetteifern nach konstanter, von Algorithmen geleiteter Optimierung definiert werden. Spielen die lautstarken Debatten über Regierungen und Firmen, die alle Kommunikationsflüsse sammeln, verarbeiten und ausnutzen, unsere Rollen und Verantwortlichkeiten herunter? Welche tieferliegenden Motivationsstrukturen treiben unsere harte Arbeit und unseren Spielanteil in Netzwerken an?«
Vom 28. Januar bis zum 1. Februar widmete sich ein umfangreiches internationales Programm an Ausstellungen, Filmen, Vorträgen, Diskussionsrunden, Workshops und Performances diesen Fragen. Eines der in Berlin vorgestellten Projekte, war das World Brain, der beiden französischen Künstler Stéphane Degoutin und Gwenola Wagon. Das Transmedia-Projekt, bestehend aus Film und Webseite, begibt sich dabei auf die Suche nach dem Weltgehirn. »World Brain nähert sich in essayistischen Fragmenten den Utopien, Mythen und Ideologien, die mit der Entstehung einer kollektiven Intelligenz und der Hypothese eines weltweiten Netzwerks verbunden sind.«
Der Film feierte am 29. Januar seine Premiere, die Webseite ist seit dem 30. Januar online. Dort finden sich verschiedene Videos, Bilder, wissenschaftliche oder pseudowissenschaftliche Berichte und Newsfeeds. Ist das Internet der erste Schritt zum Weltgehirn?
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