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Etwas über Jason Rohrer

Jason Rohrer ist so eine Art Enfant Terrible des Game Design. Berühmt wurde der bescheiden lebende Programmier 2007 mit seinem Spiel Passage.


Passage ist ein kleines Spiel mit einem großen Thema. Es wird immer wieder als digitales, interaktives Memento Mori beschrieben, das dem Spieler ganz existenzielle Fragen vor Augen führen kann. Passage ist genau 5 Minuten lang. Der Spieler steuert sein pixeliges Alter Ego von links nach rechts durch die pixelige Spielwelt. Bald trifft er eine Frau und steht vor der ersten großen Entscheidung: Soll er sich verlieben oder lieber alleine weiterziehen? Gemeinsam mit einer Partnerin kann der Spieler mehr Punkte erzielen, er ist aber auch nicht mehr so beweglich – muss also Rücksicht nehmen. Auf dem Weg nach rechts und im Laufe der Zeit beginnen die Figuren sichtlich zu altern, sie werden grau und krumm. Nach exakt 5 Minuten endet das Vanitas-Spiel, was einige Leute nach eigenen Aussagen zu Tränen gerührt hat. Die zahlreichen Kommentare eines Passage-Videos auf You Tube sind dementsprechend die Lektüre wert, um zu erfahren wie Rohrers Spiel wirken kann: »Ich habe losgeheult«, schreibt etwa User Pandagod. »Das ist das traurigste Spiel, das ich je gesehen habe«, bemerkt brandontreb. Wired-Kolumnist Clive Thompson hat Passage eher als Gedicht denn als Spiel beschrieben. Rohrer wird immer wieder nachgesagt er sei als eine Art Wunderkind des Game Design dazu fähig, mit dem Kernelement des Computerspiels – nämlich Interaktion – Aussagen zu treffen, die Abseits davon stehen, was die Computerspielindustrie heute ausmacht: Echte Gefühle und tiefe Gedanken vs. Spektakel und Illusion.


Jetzt hat Rohrer ein neues Spiel gemacht. Sleep is Death (Geisterfahrer) ist ein Spiel, das man nur zu Zweit spielen kann. Es ist irgendwo zwischen Pen-&-Paper-Rollenspiel, Improvisationstheater und Point & Click-Adventure angesiedelt, mit herkömmlichen Genrebegriffen aber nicht beizukommen. Sleep is Death funktioniert in etwa so: ein Spieler ist der so genannte Controller, der auf seinem Bildschirm einen komplexen Editor bedient. In diesem Editor – gewissermaßen dem Backend – kann der Controller Räume zusammenbauen und Objekte erschaffen. Der Controller denkt sich nun eine Geschichte aus, die der zweite Spieler nachspielen kann. Der zweite Spieler sieht auf seinem Schirm die Umgebungen und Objekte, die der Controller bereitgestellt hat – er steuert also das Frontend, was so ähnlich funktioniert wie in klassischen Point-&-Click-Adventures. Er kann seine Spielfigur bewegen, sie sprechen lassen und mit Objekten interagieren. Der Controller wiederum reagiert auf die Aktionen des Spielers.


Das Potenzial, das in Sleep is Death steckt, zeigt sich in der Community, die sich rasant um das Spiel gebildet hat. Auf sidtube.com laden die SiD-Spieler ihre schönsten zusammen erspielten Geschichten hoch. Das Spiel an sich, ist weniger ein klassisches Computerspiel, sondern eine kreative Umgebung, die – richtig angewendet – die Fantasie beflügeln kann.


Der Kunst-Blog Bad at Sports hat vor einigen Tagen ein Interview mit Jason Rohrer geführt und ihn zu einigen seiner Designprinzipien befragt. Der Clou an der Sache: Das Interview fand total meta-mäßig ;-) in Sleep is Death statt, in einer Umgebung, die Rohrer selbst kontrollierte. So kam es dazu, dass der Interviewer sich gegen den großen, bösen Wolf wehren musste, der plötzlich in das Interview geplatzt ist.

Weiterführend zur Person Jason Rohrer empfehle ich diese schicke Home-Story die 2008 erschienen ist. Besonders interessant ist auch die Sendung »Durch die Nacht mit...« auf Arte, die etwa vor einem Jahr Rohrer mit der Game-Design-Legende Chris Crawford zusammengebracht hat. Den Film, den einige Leute für die beste Dokumentation über Computerspiele überhaupt halten, ist in 5 Teilen auf You Tube zu sehen. Der erste Teil ist hier eingebettet. Die anderen Teile sind bei User TerrorBlack zu sehen.


Auf Rohrers Website sind alle seine Spiele erhältlich – und bis auf Sleep is Death auch kostenlos.